Geschichte

Namen aus der alten ZeitDie meisten europäischen Namen haben eine gemeinsame kulturelle Entwicklung. Etwa 600 alte Namen werden noch heute in fast allen europäischen Ländern verwendet. Bis ins 11./12. Jahrhundert war bei unseren Vorfahren ein einziger Name gebräuchlich: der Name, mit dem jemand gerufen wurde. Als die Bevölkerung weiter wuchs, kam ein Beiname zur besseren Unterscheidung der Personen hinzu. Dieser Beiname wurde im Laufe der Zeit zu einem fest vererbten Familiennamen. In Urkunden aus der althochdeutschen Zeit (750 - 1080) sind ca. 7000 zweistämmige germanische Namen zu finden, meistens Männernamen.

Im 11. Jahrhundert nahm die Vielfalt der alten Namen rapide ab. Unter dem Einfluss des Christentums kamen aus dem Süden Europas neue und fremde Namen griechischen und lateinischen Ursprungs. Die neue Religion führte zu einem schnellen Verfall der germanischen Namen. Bei den germanischen Namen weisen viele der Wortstämme auf Kampf und Krieg hin:

  • Kampf: badu, gund, hadu, hari, hild, wig
  • Waffen: ekka (Schwertschneide), ger (Speer), isan (eisne), ort (Spitze einer Waffe), brand (Schmerz durch Schwert, Brand)

Andere Wortstämme weisen auf den Schutz hin:

  • brun: Brustpanzer
  • burg:: Schutz, Zuflucht
  • gard: Einfriedung
  • helm: Helm
  • linta: Lindenholzschild
  • rand: hoher Schild

Wieder andere auf die Eigenschaften des Kampfes:

  • bald: kühn
  • harti: hart, stark
  • kuni: kühn
  • muot: mutig, tapfer
  • trud: Kraft

und die Folgen des Kampfes:

  • sigu: Sieg
  • hruod: Friede
  • fridu: Waffenruhe, des Volkes
  • diet: Natur
  • Asen: den Göttern
  • witu: den Alben und Elfen, der Wald

Die Tierwelt

  • arn: Adler
  • bero: Bär
  • ebur: Eber
  • hraban: Rabe
  • wolf, wulf: Wolf

Bei vielen Namen ist heute die gemeinsame Bedeutung kaum mehr zu erkennen, da durch das Zusammensetzen der Wortstämme Buchstaben im Laufe der Zeit wegfielen. Wer alte Namen erforscht, bekommt interessante kulturgeschichtliche Einblicke. Leider sind heute die Erklärungen der germanischen alten Namen stark verallgemeinert. Dadurch bleibt der Blick versperrt auf die ursprüngliche Deutung und das Verständnis, das unsere Vorfahren hatten. Zu den vielen zweistämmigen Namen kommen auch einige einstämmige. Sehr bekannt darunter sind Karl, Bruno und Ernst.

Namen römischen und griechischen Ursprungs

Mit der Verbreitung des Christentums wurden immer mehr Namen der Römer und Griechen gebräuchlich. Im Vergleich zu den germanischen Namen fehlte ihnen das Prinzip der zweistämmigen Gliederung. Lateinische Namen mit römischem Ursprung sind recht nüchtern in ihrer Bedeutung: Claudius: der Hinkende, Paulus: der Kleine und Fabius: der Bohnenzüchter. Oft wurden nicht einmal Namen für Kinder gewählt, sondern sie wurden nach der Reihenfolge ihrer Geburt benannt: Secunda (die Zweite), Tertiat (die Dritte). Traditionelle und wohlklingende Namen, wie beispielsweise Claudia, sind in ihrer Bedeutung sehr sachlich, die Hinkende. Lateinische Namen unter griechischem Einfluß sind anders, erfreulicher. So ist Amanda die Liebenswerte und Felix der Glückliche.

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