Die Geschichte der Nachnamen / Familiennamen beginnt im frühen MittelalterBis in das 12. Jahrhundert n. Chr. war es im Gebiet des heutigen Europas üblich, Menschen nur jeweils einen Namen zu geben. „Johann“ oder „Anna“ werden eben „einfach nur“ „Johann“ oder „Anna“ genannt. Wir wissen dies, aus den uns zahlreich zur Verfügung stehenden historischen Dokumenten: Urkunden, Kirchen- bücher, Gerichtsunterlagen, Verträgen, aber auch literarischen Werken, die man als „Pulszeiger“ der damaligen Zeit ergänzend hinzunehmen darf. Ausnahme hierbei waren Titel von Herrschern und geistlichen Würdenträgern, z.B. Karl der Große, aber auch die Römer, mit ihrem Drei-Namen-System.

Doch spätestens mit Beginn des Spätmittelalters um 14 verbreitete sich ein neuer Namens-Trend in ganz Europa: nach und nach wurde werden Menschen mit zusammengesetzten Namen erwähnt. Wir sprechen hier von einer Entwicklung zur „Zweinamigkeit“. Namen bestehen nun aus mindestens zwei Bestandteilen:

  • Dem Rufnamen (Vornamen) und
  • Dem Beinamen oder
  • Dem Familiennamen (dem heutigen Nachnamen).

Der Rufname

Der Rufname stand meist am Anfang des Namens und bezeichnet den Teil, mit dem der Mensch bevorzugt angesprochen wurde – z.B. „Johann“.

Der Beiname

Der Beiname weist meist auf eine charakteristische Eigenschaft des Namenträgers hin, die beispielsweise zwei „Johanns“ von einander unterschied: Johann „der Kühne“ oder Johann „der Lange“. Ein wichtiges Merkmal des Beinamens ist, dass er nicht vererbt wurde. Die Nachkommen beispielsweise von einem „Johann der Lange“, erhielten einen jeweils anderen Beinamen, der zu ihren Eigenschaften passte.

Der Familienname

Der Familienname entspricht unserem heute noch gebräuchlichen „Nachnamen“. Er wird, im Gegensatz zum oben genannten „Beinamen“, von einer Generation auf die folgende Generation übertragen. Wir können heute zusammenfassend sagen, dass sich der Familienname aus dem Beinamen entwickelt hat. Die Entwicklung, für Personennamen mehr als nur ein Wort zu verwenden, wird im Fachjargon auch als „Zweinamigkeit“ bezeichnet und dieser Entwicklung wollen wir uns nun im Detail widmen.

Was war die Ursache für den Übergang zur Zweinamigkeit?

Ein einfaches Beispiel mag die Notwendigkeit für verschiedenartigere Namen gut verdeutlichen: Für die Stadt Köln sind uns für das 12. Jahrhundert n. Chr.:

  • 823 Träger des Namens „Heinrich“,
  • 639 für „Hermann“ und
  • 497 für „Dietrich“ belegt.

Dieses Beispiel bezeugt, dass die Beliebtheit einzelner Namen in den Städten des Mittelalters, zu einer großen Zahl an gleichzeitig Lebenden Menschen mit demselben Namen führte. Die um diese Zeit sich weiterausbauende Verwaltung und Bürokratie stand vor dem Problem, Menschen anhand ihres Namens nicht mehr eindeutig von einander unterscheiden zu können. Dokumente aus Verwaltung und Justiz bezeugen schriftlich, dass es nötig wurde, Menschen zumindest mit einem dem Rufnamen hinzugefügten Beinamen zu ergänzen.

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