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Nachdem ich mit großer Spannung auf eine mögliche Antwort in diesem Forum gewartet habe, habe ich nun noch nach anderen Quellen für den Namen gesucht.

Im Kölner Stadtarchiv tauchen zwei Menschen mit dem Vornamen "Luysch" auf: einmal am 18.10.1356, als ein Luysch von den Empel, Kanoniker zu Aldenscele in einer Urkunde erwähnt wird und dann noch einmal in einem Mannbrief vom 10.07.1394 der einen Lysch von Hoete benennt.

Das Rittergut, "Haus Leusch" von dem ich berichtet habe, liegt in einer Region in der Ripuarisch gesprochen wurde, welches zu den kontinentalwestgermanischen Dialektgruppen zählt. Dort soll "Luisch" gem. einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1928 (N. Hettinger: Beiträge zur Geschichte Urbachs) ein Begriff für "Schilf" sein... Hier wäre dann eine Ortsbezeichnung mit diesem Bewuchs ein möglicher Namensgeber. Leider habe ich noch keine Quelle gefunden, die dies bestätigen könnte. Eine Anfrage beim Mundartarchiv in Zons läuft.

Für weitere Gedanken oder Hilfestellungen wäre ich sehr dankbar.

Reiner Leusch

Di., 02.01.2018
Leusch

Hallo Reiner,

erst einmal ein frohes und gesundes neues Jahr!

Auch ich suche seit geraumer Zeit nach der Herkunft unseres Familiennamens. Insofern habe ich mich sehr darüber gefreut, hier auf einen Mitstreiter gestoßen zu sein. Bisher habe ich mich bei der Recherche weitesgehend auf das Internet beschränkt und bin dabei auf folgendes gestoßen:

https://www.onomastik.com/leuschel…

Demnach stammt der Begriff "Leusch" aus dem slawischen und bedeutet soviel wie "Schlamm aus Fließgewässern". Zumindest der Aspekt der slawischen Namensherkunft deckt sich mit Erzählungen meines Großvaters (gebürtiger Neusser), welcher bereits eine sporadische Onomastik betrieben hat und dabei auf eine mögliche Familienherkunft aus Tschechien gestoßen ist. Andererseits habe auch ich schon auf eine Ableitung aus dem französischen "Louis" spekuliert, was mir vom Klang her als äußerst plausibel erscheint.

Ich hoffe meine Erkenntnisse helfen Dir weiter.

Viele Grüße

David

Mi., 03.01.2018
D. Leusch

Hallo David,

toll - ein Mitstreiter!

Das bietet natürlich wirklich einmal die Chance für einen spannenden Austausch!

Völlig neu wäre für mich die Herkunft aus dem tschechischen Gebiet! Gibt es dafür konkrete Anhaltspunkte? Das zu erfahren, wäre eine interessante Wendung! Gerne würde ich darüber mehr erfahren!

Nach meinen Recherchen bin ich von einer Herkunft aus dem Rheinkreis Neuss ausgegangen. Die frühesten direkt nachweisbaren Vorfahren von mir haben dort in Nettesheim gelebt... Hiervor gibt es eine Lücke in der leider noch keine Kirchenbuchaufzeichnungen gemacht wurden.

Und dann taucht der Name in nächster Nähe wieder im Zusammenhang mit dem Rittergut Haus Leusch (früher Luisch) auf. Hier lebt die Familie seit der Rodung des Gebietes und dem Aufbau des  Hauses um 1400 bis 1590 direkt am Gillbach..

Die ersten dort lebenden Familienanghörigen nennen sich Walhusen gen. Luisch und sind von dem in unmittelbarer Nachbarschft befindlichen Haus Walhusen (als örtlicher Fronhof wohl auch Ramrather Hof genannt ), das um diese Zeit aufgegeben wurde, hierher gezogen. Dieser Sitz der Familie hat in der Zeit von etwa 800/900 bis 1400 in Ramrath bei Rommerskirchen existiert. Noch heute kann man die frühere Eigenkirche "St. Lambertus" besuchen, die als das älteste noch bestehende sakrale Gebäude im Rheinland gilt.

Der Name Walhusen soll nach einer (von verschiedenen Theorien) von den "Walen" abgeleitet sein. So nannten die Franken jene Menschen, die nach dem Abzug der Römer aus der Region (so um 450 nach Chr.) auf den Höfen der Römer verblieben... (meist waren dies Germanen).

Aber ich texte dich zu und so genau wolltest du das sicher alles gar nicht beschrieben bekommen...

Sollte Bedarf bestehen, schicke ich gerne noch Literaturhinweise und Quellenangaben...

Meinerseits bin ich dankbar für jeden noch so kleinen Hinweis zur möglichen Herkunft des Namens und zu Wurzeln der Familie.

Mit besten Grüßen

Reiner

Mi., 03.01.2018
Leusch

Antwort auf von D. Leusch

Guten Morgen Reiner,

bitte entschuldige, dass ich mich jetzt erst melde. Die Prüfungsphase dieses Semesters steht vor der Tür und die Vorbereitung hierauf nagt an meiner Freizeit. Dennoch will ich Dir kurz antworten:

Soweit ich mich erinnern kann, wurden die meinerseits besagten Ergebnisse zur geografischen Herkunft des Familiennamens Leusch anlässlich einer Familienfeier in einem Buch verschriftlicht. Hierbei bildete der Familienstamm Leusch jedoch nur einen Nebenzweig und die Recherche endete bereits Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Mutmaßung auf eine Herkunft aus Tschechien. Ob diese Mutmaßung in irgendeiner Weise belegt wurde, kann ich leider nicht sagen, denn ich bin selbst nicht in Besitz dieser Familienchronik. Jedoch weiß ich, dass mein Vater ein Exemplar besitzt. Bei meinem nächsten Besuch in der Heimat (was wohl erst um Ostern sein wird) werde ich mir das Buch ausleihen und Dir etwaige Ergebnisse über diesen Weg zukommen lassen.

Ebenfalls beste Grüße

David

 

 

Fr., 12.01.2018
D. Leusch

Antwort auf von Leusch

Hallo David,

lieben Dank für deine Rückmeldung! Nur keinen Stress! Unser Name läuft uns nicht weg!

Dennoch bin ich ziemlich gespannt auf die Ergebnisse aus dem Familienbuch.

Bis dahin alles Gute

Reiner

Mi., 17.01.2018
Leusch

Antwort auf von D. Leusch

Nach einiger Recherche zum Familiennamen Leusch ist dies nun mein aktueller Informationsstand:

 

Die Entstehung des Namens lässt sich offenbar zeitlich und örtlich (zumindest in der hieigen Region) um das Jahr 1400 mit der Entstehung des Rittergutes "Haus Luisch" – später "Leusch", Gemeinde Rommerskirchen im Rheinkreis Neuss (NRW) verorten. Vor diesem Zeitpunkt konnte von mir bisher kein Auftreten des Familiennamens gefunden werden. Ab 1434 taucht der Name zunächst als zweiter Name (mit „Johan Oesse von Walhusen genannt von Luisch“)– später dann auch solitär regelmäßig in Urkunden und Dokumenten auf.

 

Eine solche konkrete Verortung gelingt jedoch in Bezug auf seine Bedeutung in der bisherigen Literatur nicht. Einzelne Ansätze aus Begrifflichkeiten in diversen Nachschlagewerken sind - da häufig aus entfernteren Regionen stammend - eher wenig überzeugend, da der Familienname insgesamt recht selten ist und seinen Verbreitungsschwerpunkt Deutschlandweit deutlich im heutigen Rheinkreis Neuss hat. Dies dürfte seine Entstehung hier dieser Region zusätzlich bestätigt.

 

Der einzige bisher überzeugende Ansatz ergibt sich aus Überlegungen, die sich auf einen anderen und unabhängig bestehenden Wohnsitz beziehen: In Urdenbach (nahe Düsseldorf) hat ein Hof existiert, der nach der Darstellung örtlicher Heimatkundler ebenfalls zum Ende des Mittelalters bzw. in der Frühneuzeit entstanden sein soll und zunächst "Luischhof" und dann später auch "Leuschhof" genannt wurde - eine offensichtlich im Gleichklang verlaufende Entwicklung des Namens. Anders als bei dem Rittergut in Rommerskirchen war dort ein Bewohner oder Erbauer mit dem Namen Luisch oder Leusch bisher zu keinem Zeitpunkt nachweisbar, obwohl die Besitzer bzw. Bewohner in weiten Zeiträumen bekannt sind. In den heimtkundlichen Veröffentlichungen tritt als Erklärungsversuch dieses Namens in Urdenbach die dort offenbar existierende mundartliche Bezeichnung "Luisch/Leusch" für „Schilf“ auf. Alleinige Quelle dieser Veröffentlichungen dort ist die schriftliche Darstellung eines verdienten Heimatkundlers aus dem Jahr 1928.

 

Dank der freundlichen Unterstützung des Mundartarchivs Zons, ließ sich die Erklärung dieses Heimatkundlers durchaus bestätigen. Nach dem Rheinischen Wörterbuch aus dem Jahr 1928 wird das Wort „Lüsch“ in der Form „lȳš“ gesprochen und stammt aus dem ripuarischen. Demnach wird das Wort in der  Bedeutung von „Schilfrohr, Rohrkolben und Blätter der Schwertlilien“ genutzt. Grimms Deutsches Wörterbuch erklärt, dass Schilf häufig auch „fast wie eine Ortsbezeichnung, Schilfbewachsenes Ufer“ Verwendung findet.

 

Sowohl der Urdenbacher Leuschhof als auch das Rittergut Haus Leusch in Rommerskirchen liegen südlich der "Benrather Sprach-Linie" und fallen damit beide in den ripuarischen Sprachraum. Auch eine Benennung des Rittergutes "Haus Leusch" in Rommerskirchen nach einem prägnanten Bewuchs mit Schilf wäre durchaus naheliegend, liegt das Gebiet doch in einem Feuchtgebiet direkt am Gillbach. Die späte Rodung und Besiedlung des Geländes um 1400 könnte ein Indiz für einen – in Folge der Nässe des Bodens lange Zeit weniger geeigneten - Standort darstellen und wies sicherlich zur damaligen Zeit Schilfbewuchs auf.

 

Für kritische Anmerkungen, Ergänzungen oder konstruktiven Widerspruch wäre ich sehr dankbar!

 

R. Leusch

Mi., 17.01.2018
Leusch

Antwort auf von Leusch

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